Die Leidenschaft für Frankreich und seine Weine
Weine aus Frankreich sind seit über 3 Jahrzehnten meine Leidenschaft. Im Laufe der Jahre habe ich die wichtigsten Anbaugebiete des Landes bereist, das wie kein anderes auf der Welt so gute Weine an Vielfalt und Güte hervorbringt. Dabei habe ich die Region Bordeaux mit den großen roten, den weißen trockenen und den edelsüßen Weinen regelmäßig besucht. Meine letzten Reisen dorthin waren im Oktober 2015 und im Mai 2016. Mein Weingeschmack hat sich hauptsächlich auf die Anbaugebiete Médoc, Saint-Emilion und Sauternes entwickelt. Durch vielfaches Probieren im Kreis Gleichgesinnter kam dann auch die Frage auf, wo genau kommen die Weine von solch besonderer Qualität her, wie werden sie bereitet, welche Kellertechnik steckt dahinter und wer und was beeinflusst die Unterschiedlichkeit der Weine. Kurz entschlossen begann ich 1981 mit regelmäßigen Fahrten in die Bordeaux-Region mit einer vorher genau festgelegten Besuchsroute von Châteaux und einem exakten Terminplan. Denn ohne Terminvereinbarung ist fast kein Châteaubesuch mehr möglich. Da ich seit 1985 beruflich mit Bordeaux-Weinen verbunden bin, ist es auch erforderlich, sich in diesem Marktsegment auf dem Laufenden zu halten.

Zu Besuch auf den großen Châteaus der Bordeaux-Region
Meine Reise im Oktober 2015 führte mich ins Médoc nach dem Ende der Gärphase der
Rotweine. Die Weine waren inzwischen in die klassischen 225-Liter Barriques zur
weiteren Reifung gefüllt. Die Reise Anfang Mai 2016 war geprägt von den mit Spannung
erwarteten Preisen für die Primeur-Weine, die als Subskriptionsverkäufe dann in den
Handel gehen. Auch war man sich noch nicht sicher, ob der 2015er an die exzellenten
Jahrgänge 2009 und 2010 wohl herankommen würde. Die Anfang April jeden Jahres
stattfindenden Primeur-Barrique-Proben in den Bordelaiser Châteaux hatten die
Erwartungen für einen Top-Jahrgang genährt.
Mit diesen Gedanken war meine erste Station das 2.Grand-Cru Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande in Pauillac. Vom Verkostungsraum in der 1.Etage des neuen Kellereigebäudes bietet sich ein herrlicher Blick über die Rebflächen hin zur Gironde und zum unmittelbaren Nachbarn des Premier Cru Château Latour. Pichon Lalande hat in den letzten Jahren seit der Übernahme 2007 durch das Champagnerhaus Roederer eine grundlegende Modernisierung der Kellertechnik
erfahren. So wurde ein komplett neues Gebäude erstellt mit einer Vielzahl von
Edelstahl-Gärbehältern unterschiedlicher Größe für das Rebgut jeder einzelnen
Parzelle. So ist von Beginn an eine qualitative Selektierung gewährleistet. Eine Barrique-Probe des 2015er Jahrgangs habe ich bei Pichon-Lalande nicht vorgenommen. Die Verkostung des sehr gut gereiften 2005er, der jetzt seine beginnende Trinkbarkeit erreicht hat, beeindruckte mich. Danach der Zweitwein „Réserve de la Comtesse“ 2011.
Die Weinlandschaften Frankreichs sind alle sehenswert, wobei jede Region
ihren eigenen Charme und Eigenschaften hat.
Vorbei an den Châteaux Palmer, Margaux, Beychevelle, Ducru-Beaucaillou, Léoville Las Cases ging es zu Château Mouton-Rothschild, bei dem ich einige Jahre nicht gewesen bin. Hier hatte ich meine eindrucksvollste Weinprobe 1983 mit dem damaligen langjährigen und legendären Kellermeister Raoul Blondin, der aus der Magnumflasche den Jahrgang 1920 zur Verkostung neben anderen, jüngeren Jahrgängen präsentiert hatte.

Aktuell hat sich auch Mouton-Rothschild mit neuer Kellertechnik und einer Vielzahl neuer Eichenholz-Gärbottichen modernisiert. Besuchenswert und eindrucksvoll sind das Mouton-Museum mit Kunstobjekten aus vielen Jahrhunderten über das Thema Wein und die Ausstellung über die von internationalen Künstlern gestalteten Jahrgangsetiketten. Mit einer Flaschenprobe des 2015ers ging der Besuch beim Premier-Cru Château zu Ende.
Zu Gast beim Grafen von Neippberg
Die letzte Station der Château-Reise galt Saint-Emilion mit Château Canon La Gaffelière des Grafen Stephan von Neipperg, der aus Baden- Württemberg stammt. Das 20 Hektar-Château ist seit 1971 im Besitz der Familie und wird seit 1985 von Graf von Neipperg sehr erfolgreich geführt. Hier sind auch Modernisierungen der Kellertechnik in Planung, die demnächst beginnen sollen. Haben im Médoc die Châteaux Größen von 30 – 120 Hektar, sind es in Saint-Emilion eher kleine Flächen von 3-15 Hektar. Hier herrscht die Merlot-Rebe vor, die bei den schwereren Böden feine und elegante Weine hervorbringt. Graf Neipperg ist ein Qualitätsfanatiker im Weinberg und beim Ausbau der Weine, was bei seiner besonderen Auswahl der Barriques zum Ausdruck kommt. Inzwischen besitzt Graf Neipperg 6 Châteaux, die er alle zu besten Erfolgen geführt hat. Er ist auch Mitbesitzer des Premier-Cru Château Guiraud in Sauternes. Die Verkostungen bei Graf Neipperg waren von vier Châteaux: 2012 Château d’Aiguilhe, Côtes de Castillon; 2010 Clos de l’Oratoire, Saint-Emilion Grand Cru; 2008 Canon La Gaffelière, Grand Cru Classé und 2006 La Mondotte, Saint-Emilion Grand Cru.

Bei Reisen nach Frankreich gehört natürlich die Gastronomie auch zu den Erlebnissen. So ist seit einigen Jahren im Dorf Bages bei Pauillac das Café- Restaurant Lavinal eine viel besuchte und lohnenswerte Adresse, direkt bei Château Lynch-Bages gelegen.
Eine am Bassin von Arcachon, unweit der Düne von Pilat gelegenes Hotel- Restaurant „La Corniche“ ist ein Besuch mehr als wert! Die direkte Lage hoch über dem Atlantik lädt zum Verweilen und Genießen ein.

Die Weinlandschaften Frankreichs sind alle sehenswert, wobei jede Region ihren eigenen Charme und Eigenschaften hat. Hinzu kommen die unter- schiedlichen Weine mit jeweils anderen Anbau- und Ausbaumethoden. Um sich mit den dortigen Weinen zu beschäftigen, sind Reisen auf jeden Fall empfehlenswert. Denn die Eindrücke bei den Weingütern vertiefen die eigene Verbindung zu den Weinen, für die man selbst Vorlieben
entwickelt hat.
Und was ist Frankreich ohne Paris? Daran komme ich jedenfalls bei meinen Rückreisen aus Frankreich nie ohne einen 2-Tage-Aufenthalt vorbei!