Wein wird mit den Jahren besser. So hört man es oft. Aber was ist dran? Gilt das für alle Weine? Bei welchen Weinen lohnt sich eine Lagerung? Und wie lagere ich meinen Wein überhaupt richtig? Das alles sind häufig gestellte Fragen zu einem im Grunde einfachen Thema. Damit Sie hier den Überblick behalten und in Ihrem persönlichen Weinbestand jederzeit alles im Griff haben, geben wir Ihnen im Folgenden die Antworten anhand von hilfreichen Tipps für die Weinlagerung. Und wir nehmen schon mal vorweg: Ein gut geführtes Weinlager macht Freude – ganz zu schweigen vom späteren Genuss…

Welche Weine sind lagerfähig?

Jeder Wein ist anders. Und das ist auch gut so. Um nicht zu sagen: Es könnte nicht besser sein! Denn wie bei uns Menschen auch macht eine eigene Charakteristik die Sache beim Wein erst so richtig spannend. Neben den unterschiedlichen Aromen, der Qualität und den Inhaltsstoffen wie Süße, Säure und Alkohol bedeutet das, dass jeder Wein eine eigene Lebenserwartung besitzt. Oder fachsprachlich ausgedrückt: ein individuelles Lagerpotential. Für viele überraschend und doch leicht nachvollziehbar ist hierbei der Fakt, dass die allermeisten Weine für eine lange Lagerung nicht gemacht sind. Man denke etwa an frische Weiß- und Roséweine. Sie kommen genussfertig auf den Markt und sollten jung getrunken werden. Das heißt innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre. Ein kräftiger, im Barrique ausgebauter Chardonnay allerdings hat durchaus ein höheres Potential. Und auch ein Lagen-Riesling kann über Jahre reifen.

Weine liegend

Grundsätzlich sollte man sich daher immer die Frage stellen: Profitiert mein Wein von einer Lagerung? Auch die meisten Rotweine sind in ihren ersten Jahren zu trinken. Tatsächlich ist die Formel »Je älter, desto besser« nur wenigen und (leider oft den teureren) Tropfen vorbehalten. Diese jedoch haben es im wahrsten Sinne des Wortes »in« sich. Wer einmal einen über Jahre gereiften Rotwein, z.B. aus Bordeaux, dem Rhônetal, der Rioja oder dem Piemont probiert hat, wird bestätigen, dass sich das Warten lohnt.

Woher weiß ich, wie lange mein Wein reifen kann?

Zur Lagerfähigkeit erfahren Sie häufig Näheres auf dem Rückenetikett oder in der Weinbeschreibung. Im Onlineshop von Ludwig von Kapff finden Sie beispielsweise unter dem Reiter »Daten & Fakten« zu jedem Wein auch die Angabe »Lagerfähigkeit«. Zur Verdeutlichung: Beim 2021 Horgelus Blanc steht dort »bis zu 3 Jahre«, was sich auf die Zeit ab der Ernte bezieht. Dieser Wein ist also bis 2024 lagerfähig. Das Potenzial des 2015 Château Arnauld wiederum ist auf »bis zu 20 Jahre« taxiert. Er ist somit bis ca. 2035 lagerfähig.

6 Tipps für die Weinlagerung

Jetzt stellen Sie sich vor, Sie haben einen solchen Wein gekauft: hochwertig, vielleicht auch hochpreisig und – lagerfähig. Es wäre zu schade, wenn dieser Wein Ihnen eines Tages nicht den Genuss bieten kann, den Sie sich beim Kauf erhofft hatten. Noch ärgerlicher wäre es, wenn der Grund dafür in einer unsachgemäßen Lagerung liegt. Deshalb geben wir Ihnen im Folgenden sechs einfache Tipps an die Hand, die Sie bei Ihrer Weinlagerung beachten sollten. Dann kann (fast) nichts mehr schiefgehen.

Weinthermometer

1. Tipp: Temperatur konstant halten.

Die Raumtemperatur gehört zu den wichtigsten Variablen bei der Weinlagerung. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, ob Sie ihren Wein bei acht oder 18 Grad lagern. Wichtiger ist, dass die Temperatur konstant bleibt. Zwar ist guter Wein so robust, dass er auch eine gewisse Zeit unter weniger optimalen Bedingungen übersteht. Doch bei einer mehrjährigen Lagerung sollten die Temperaturschwankungen möglichst gering gehalten werden und die Temperatur eher niedrig. Ideal sind 12 bis 13 Grad.

Weingläser im Licht

2. Tipp: Licht ist schädlich.

Nicht nur zu hohe (oder zu niedrige) Temperaturen machen einem Wein zu schaffen. Auch eine hohe Lichtintensität setzt ihm zu. Den negativen Einfluss des Lichts hat man schon früh erkannt. Seit Jahrhunderten füllt man hochwertige Weine deshalb in dunkle Flaschen. Wein in weißen Flaschen ist dem Licht hingegen schutzlos ausgeliefert. Er sollte innerhalb von ein bis zwei Jahren getrunken werden.

Heute weiß man, dass es die UV-Strahlen sind, die chemische Prozesse in Gang setzen und den Wein zu schnell reifen lassen. Der »Lichtgeschmack« ist sogar ein klassifizierter Weinfehler. Man erkennt ihn am käseartigen Geruch. Das Licht einer Glühbirne ist dabei übrigens nicht das Problem, solange man sie irgendwann wieder ausknipst. Zu schützen sind Weinflaschen vor allem vor Tageslicht, das nicht nur dem Wein selbst schadet, sondern – im Falle von direkter Sonneneinstrahlung – auch die Etiketten ausbleicht. Bei wertvollen Flaschen ist das besonders ärgerlich. Also: Ein dunkler Raum ist optimal für die Lagerung.

Stehende und liegende Weinflaschen

3. Tipp: Stehend oder liegend? Es kommt drauf an.

Eine weitere oft gestellte Frage ist, ob man Wein besser stehend oder liegend lagert. Das hängt vom Verschluss der Flasche ab. Weine mit Naturkorken sollten auf jeden Fall liegen. So kann der Korken nicht austrocknen und einschrumpfen und der Wein nicht oxidieren. Doch bevor Sie jetzt in Panik verfallen und sofort all Ihre Flaschen hinlegen: Auch bei Weinen, die mit einem Naturkorken verschlossen sind, hält die Luft im Flascheninneren den Korken stehend ein bis zwei Jahre lang ausreichend feucht. Bei anderen Verschlüssen wie Glas- oder Kunststoffkorken sowie dem mittlerweile üblichen Schraubverschluss ist eine stehende Lagerung über einen langen Zeitraum kein Problem.

Gut zu wissen: Die meisten hochwertigen Weine sind nach wie vor mit Naturkorken versiegelt. Doch obwohl ein solcher Korken viele Vorteile besitzt, ist auch er nur eine gewisse Zeit lang haltbar. Nach etwa fünfzehn bis zwanzig Jahren sollte ein Naturkorken erneuert werden.

4. Tipp: Luftfeuchtigkeit hoch halten.

Wir bleiben beim Naturkorken. Der sollte nicht nur von innen feucht gehalten werden. Auch von außen ist eine gewisse Luftfeuchtigkeit vonnöten, um sein Austrocknen zu verhindern. Man geht davon aus, dass eine Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 80 Prozent ideal ist. Hier gibt es also Spielraum. Unterhalb dieses Bereichs kann der Korken tatsächlich undicht werden und Luft durchlassen. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit wiederum erhöht das Risiko einer Schimmelbildung am Korken. Außerdem lösen sich dann die Etiketten.

Weinflaschen im Regal

5. Tipp: Der Keller ist perfekt, aber es gibt Alternativen.

Nimmt man diese Tipps zusammen, dann kommt als perfekter Ort für die Weinlagerung ein konstant kühler, dunkler Raum mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit heraus. Sie ahnen es: Der Weinkeller lässt grüßen! Solange er trocken und frei von Schimmel ist, ist ein Keller tatsächlich ideal für die Weinlagerung. Doch die wenigsten haben heutzutage noch einen Keller. Und wenn, dann reicht der Platz oft nicht aus, um auch noch Weinregale oder Holzkisten hineinzustellen. Fensterlose Abstellräume sind hier oft eine gute Alternative. Und wer mehr investieren möchte, dem steht eine mittlerweile beachtliche Auswahl an Weinklimaschränken zur Verfügung. Für eine »normale« Lagerung ist ein Exemplar ohne verschiedene Temperaturzonen völlig ausreichend.

Weinflaschen mit verschiedenen Verschlüssen

6. Tipp: Offene Weine nicht gleich entsorgen.

Es kommt hin und wieder vor, dass eine Flasche Wein über einen Abend nicht ganz ausgetrunken wird. Auch hier stellt sich die Frage, wie lange der Wein aufbewahrt werden kann. Die Weinfarbe und die verbliebene Menge sind dabei ausschlaggebend. Es gilt, je weniger Luftkontakt der Wein bekommt, desto länger hält er durch. Für geöffnete Weine ist der Kühlschrank der beste Lagerort – egal, um welche Weinfarbe es geht. Ein noch zu drei Vierteln gefüllter Rotwein ist so gelagert noch etwa eine Woche lang genießbar. Weiß- und Roséweine halten sich bei gleicher Füllhöhe etwa fünf Tage. Ist hingegen nur ein Glas in der Flasche übrig, dann sollten Sie Rotwein innerhalb der nächsten zwei Tage austrinken und Weiß- und Roséweine am besten am Folgetag. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel. So können beispielsweise sehr kräftige Rotweine in noch fast vollen Flaschen auch mal zehn Tage haltbar sein.

Weinlagerung – Das Wichtigste in Kürze

Wir halten fest: Eine Weinlagerung über mehrere Jahre kommt nur für einen kleinen Teil der weltweit produzierten Weine in Betracht. Je höher die Qualität eines Weins ist, desto länger ist auch sein Lagerpotenzial. Lagerfähige Weine mit einem Naturkorken sollten dunkel und kühl bei genügend Luftfeuchtigkeit liegen. Bei anderen Verschlussarten ist auch eine stehende Lagerung möglich. Und offene Flaschen müssen nicht gleich entsorgt werden. Bis zu sieben Tage ist der Wein darin noch haltbar.

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